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Das Museumsobjekt im Zeitalter seiner digitalen Repräsentierbarkeit. Vortragsfolien im Rahmen von «museum multimedial: Audiovisionäre Traditionen in aktuellen Kontexten» am 10. Dezember 2011 im Universalmuseum Joanneum, Graz

  • Mit dem hypermedialen Internet-Dienst World Wide Web begann für das Museumsobjekt das Zeitalter seiner digitalen Repräsentierbarkeit. Auch wenn sich das physische Museumsobjekt aufgrund seiner Materialität einer Virtualisierung widersetzt, so kann doch seine Informati-onsdimension im digitalen Raum des Internets auf eine Weise repräsentiert werden, wie es bisher nicht möglich war, weil digitale Objekte nun in Kontext gesetzt werden können mit den Daten über Personen, Orte, Ereignisse und Sammlungen, die mit ihnen zusammenhängen. Trotzdem musste die digitale Repräsentation von Anfang an gegen eine Minderbewertung seitens der Musen ankämpfen, die auf der vom Kunstmuseum übernommenen Vorstellung von der Aura des Originals gründet. Unter Berufung auf Walter Benjamins These vom Verfall der Aura des Originals durch die technische Reproduktion lehnen Kritiker die Reproduktion noch immer als minderwertig ab, übersehen dabei jedoch geflissentlich, dass Benjamin im selben Essay der Reproduktion in der Form der Fotografie zwei besondere Qualitäten zuweist: Die Reproduktion erlaubt neue Zugänge zum Original wie Vergrößerung oder Zeitlupe, die dem Auge nicht möglich sind und sie kann die Kopie des Originals in Zusammenhänge setzen, die dem Original selbst nicht erreichbar sind und so dem Aufnehmenden entgegenkommen. Dass ein adäquater Medieneinsatz die Kommunikation zwischen Betrachter und Objekt stimulieren kann, zeigen verschiedene Studien. Die verbreitete Angst, dass Medien die Aufmerksamkeit vom originalen Objekt ablenken könnten, kann somit als empirisch widerlegt gelten; vielmehr erhöht ein adäquater Medieneinsatz (Schautafeln, Aufklapptafeln, Audiotexte, Fotografien und Computer) die Haltekraft der Objekte deutlich. Darüber hinaus kann der Medieneinsatz nicht nur das Kommunikationspotential des Objekts erhöhen, sondern eine eigene Qualität der Wahrnehmung annehmen, aus der sich für die digitale Repräsentation eine virtuelle Aura ent-wickeln kann (Hazan 2001). Wie weit die auratische Wirkung eines digital erschaffenen Objekts gehen kann, zeigen Bruno Latour und Adam Lowe am Beispiel der digitalen Reproduktion von Paolo Veroneses Gemälde Die Hochzeit von Kanaan, an der sie das Phänomen der Migration der Aura beschreiben. Daraus ergibt sich, dass dem digitalen Objekt grundsätzlich ein Objektcharakter zugestanden werden kann, weil es als Informationsobjekt fungiert und eigene Zugänge zum originalen Objekt erlaubt.
  • With the advent of the hypermedia servcie World Wide Web for the museum object began the age of its digital representation. Although the physical museum object resists virtualization due to its materiality, its information dimension can be represented in the digital space of the Internet in a way that was not possible before as it can be put in context with data of persons, places, events and collections that are related to the object. However, the digital representation used to be considered inferior on the side of museums from the start. This was due to the notion about the aura of the original which was taken over from art museums. With reference to Walter Benjamin‘s thesis of the withering of the aura of the original due to technical reproduction, critics considered the reproduction as inferior, deliberately ignoring what Benjamin stated in the same essay about the two major qualities of the reproduction in the form of photography: The reproduction allows new ways of access to the original that are not available to the naked eye such as enlargements or slow motion and it can put the copy of the original into situations which would be out of reach for the original itself enabling the original to meet the beholder halfway. Studies indicate that the adequate use of media can stimulate the communication between beholder and object. Therefore, the fear that the use of media will draw the attention from the original object can be considered to be rebutted empirically; on the contrary the use of media can increase the holding power of the object considerably. Furthermore, the use of media cannot only enhance the object’s potential for communication but also achieve a specific quality of beholding which can result in a virtual aura of the digital representation. That a digital repro-duction of an object can have an auratic quality is shown by a case study by Bruno Latour and Adam Lowe which describes the migration of the aura using as example Paolo Veronese’s painting Marriage at Cana. Therefore it is possible to grant the digital object the status of an object as it serves as an information object and enables ways of access to the original object. (24 sheets)

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frontdoor_oas
Metadaten
Author: Werner SchweibenzGND
URN:urn:nbn:de:bsz:576-opus-9831
Document Type:Presentations
Language:German
Date of Publication (online):2012/01/10
Release Date:2012/01/10
Tag:Aura; Digitalifakte; Informationsdimension
digital representation; original object; reproduction; virtualization
GND Keyword:Original; Vervielfältigung; Musealisierung; Virtualisierung; Medienkonsum
Page Number:24 Folien
Zitierlink:https://swop.bsz-bw.de/826
Licence (German):License LogoUrheberrechtlich geschützt