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Auszug aus dem Text von Werner Schweibenz und Jörn Sieglerschmidt mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Das BSZ erbringt seit 1999 technische und dokumentarische Dienstleistungen für Museen: zum einen werden deren Objekterfassungsdatenbanken auf einem zentralen Server im Rechenzentrum der Universität Konstanz eingerichtet und betreut, zum anderen ist das BSZ auch in inhaltlicher Hinsicht Ansprechpartner für teilnehmende Museen und berät die Museen mit dem Ziel, die museale Datenerfassung und -erschließung mit Hilfe der EDV kooperativ und von Anfang an möglichst einheitlich in Angriff zu nehmen. Mit dem landeseinheitlichen Informationssystem sollen mittelfristig folgende Ziele erreicht werden:
- Unterstützung und Vereinfachung der aufgeführten musealen Arbeitsbereiche
- gemeinsame interne Datenhaltung in einem integrierten System, auf das die verschiedenen Abteilungen bzw. Arbeitsbereiche in den Museen gemeinsam zugreifen können
- gemeinsame externe Datennutzung durch Datenaustausch unter den Museen,
- Vereinheitlichung der Regelwerke für die wissenschaftliche Dokumentation in Museen sowie der Dokumentationsdaten selbst und damit Steigerung der Qualität der Dokumentation,
- Recherchierbarkeitder Daten über OPACs und Internet-Portale, d.h. Zugang für Wissenschaftler und die interessierte Öffentlichkeit zu den Museumsbeständen,
- Präsenz der Museen mit ihrem Angebot im Internet über das im BAM-Projekt entwickelte Portal
Aufsatz (Version mit Abbildungen) in "Information - Wissenschaft & Praxis" Nr. 6/2002
Internet-Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Verlages
Abstract:
Museen sollen die öffentliche Zugänglichkeit zu digital erfassten Sammlungen erhöhen. Das wird ermöglicht im Rahmen des BAM-Projekts, das deutschlandweit nicht nur Museen, sondern auch Archive und Bibliotheken mit ihren Informationen in einem Internet-Portal zusammenführt. Dazu müssen Museen personell und technisch in die Lage versetzt werden, ihre Bestände digital zu dokumentieren. Das ist das Hauptziel des hier beschriebenen MusIS-Projektes. Die grundsätzliche Orientierung an vorhandenen formalen und inhaltlichen Regelwerken soll die langfristige Qualität der Dokumentation gewährleisten. Der Einsatz dieser vornehmlich bibliothekarischen Regelwerke ist für Archive und Museen nicht unproblematisch, bietet aber erhebliche Vorteile.
Metadaten meint auf den ersten Blick Daten über Daten, entspricht also nicht ganz dem ursprünglichen griechischen Gebrauch, der eher einem Dazwischen oder Herüber entsprach. An diese Bedeutung knüpfen noch heute einige Wortbildungen an, z. B. Metapher. Vor allem im philosophischen Sprachgebrauch hat sich die Bedeutung der Letztbegründung einer Sache etabliert: Metalogik, Metatheorie, Metaphysik. Gerade am Begriff der Metaphysik läßt sich zeigen, wie derjenige der Metadaten methodisch zu verstehen sein könnte. Bereits im Abschwung der philosophischen Beschäftigung mit der Metaphysik, ja ihrer Diskreditierung als reine, d.h. hier: müßige Spekulation hat KANT den Versuch einer Neubegründung der Metaphysik gemacht. Das Ergebnis ist die in den Prolegomena zu findende Kurzfassung des Argumentes, das er in der ersten Kritik entwickelt hat. Dort stellt er nochmals die Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit von Erkenntnis bzw. im engeren Sinne: wissenschaftlicher Erkenntnis. Das Ergebnis seiner Überlegungen ist bekannt:
Erkenntnis ist nur möglich, wenn vorausgesetzt wird, daß es kategoriale Begriffe gibt, die jeder Erfahrung vorausliegen, apriori gegeben sind und das begründen, was als transzendentaler Idealismus bezeichnet wird.
Kategoriale Begriffe dieser Art sind z. B. Raum und Zeit, ohne die empirische Erkenntnis nicht möglich wäre.
Methodisch wäre also in Hinsicht auf Daten zu fragen, was ihnen kategorial vorausliegt, um Daten überhaupt zu ermöglichen. Das wäre ein philosophisch begründeter Begriff von Metadaten, der hier aber – das wird sofort deutlich – viel zu weit greift. Es geht beim Begriff der Metadaten mehr um die Normierung des Gebrauchs, also etwa das, was WAIDACHER als Funktion der Metamuseologie im Verhältnis zur Museologie (theoretische wie praktische) definiert hat. Es geht also um Standards, die Kommunikation ermöglichen sollen.
Damit sind wir von einer philosophischen Begründung weit entfernt. Standards sind ausschließlich eine Frage der Konvention. Bei Metadaten handelt es sich also eher um eine Sprache, die versucht, den aktuellen sprachlichen Gebrauch zu normieren. Auf dieser metaphorischen Ebene kann deutlicher gemacht werden, was unter Metadaten zu verstehen sein könnte. COULMAS hat in Hinsicht auf die visuelle Fixierung des Wortes davon gesprochen, daß diese die Standardisierung seiner Form notwendig und die Beobachtung der Abweichung von einem vorherigen Zustand erst möglich mache. Genau das ist die Funktion von Metadaten.
Aufsatz (Version ohne Abbildungen) in "Information - Wissenschaft & Praxis" Nr. 6/2002
Internet-Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung des Verlags
Abstract:
Museen sollen die öffentliche Zugänglichkeit zu digital erfassten Sammlungen erhöhen. Das wird ermöglicht im Rahmen des BAM-Projekts, das deutschlandweit nicht nur Museen, sondern auch Archive und Bibliotheken mit ihren Informationen in einem Internet-Portal zusammenführt. Dazu müssen Museen personell und technisch in die Lage versetzt werden, ihre Bestände digital zu dokumentieren. Das ist das Hauptziel des hier beschriebenen MusIS-Projektes. Die grundsätzliche Orientierung an vorhandenen formalen und inhaltlichen Regelwerken soll die langfristige Qualität der Dokumentation gewährleisten. Der Einsatz dieser vornehmlich bibliothekarischen Regelwerke ist für Archive und Museen nicht unproblematisch, bietet aber erhebliche Vorteile.
Wer nicht in einem Museum über kurze oder längere Zeit gearbeitet hat, weiß selten, was ein Museum ausmacht. Nun haben Bibliothekar/innen den Vorteil, in einer nicht vollkommen anderen Welt zu leben, denn Museen und Biblotheken - wie auch Archive - haben eines gemeinsam: sie sammeln wertvolle Zeugnisse menschlicher Kultur, sie erhalten diese und machen sie der Öffentlichkeit zugänglich. Strukturell also ähnliche Aufgaben, die aber erhebliche Unterschiede im einzelnen verdecken.
Um einen Einblick in eine Museumssammlung zu bekommen, lohnt es sich, in die Museumsgeschichte zurückzugehen, nicht zu weit, also nicht in die Frühgeschichte von Sammlungen in den Hochkulturen der alten Welt, sondern in die Renaissance und die frühe Neuzeit, als der Typ Museum entstand, den wir heute kennen: die Kunst- und Wunderkammer aristokratisch städtischer und fürstlicher Sammlungen.
Wer nicht in einem Museum über kurze oder längere Zeit gearbeitet hat, weiß selten, was ein Museum ausmacht. Nun haben Bibliothekar/innen den Vorteil, in einer nicht vollkommen anderen Welt zu leben, denn Museen und Biblotheken - wie auch Archive - haben eines gemeinsam: sie sammeln wertvolle Zeugnisse menschlicher Kultur, sie erhalten diese und machen sie der Öffentlichkeit zugänglich. Strukturell also ähnliche Aufgaben, die aber erhebliche Unterschiede im einzelnen verdecken.
Um einen Einblick in eine Museumssammlung zu bekommen, lohnt es sich, in die Museumsgeschichte zurückzugehen, nicht zu weit, also nicht in die Frühgeschichte von Sammlungen in den Hochkulturen der alten Welt, sondern in die Renaissance und die frühe Neuzeit, als der Typ Museum entstand, den wir heute kennen: die Kunst- und Wunderkammer aristokratisch städtischer und fürstlicher Sammlungen.
Inhalt:
- Artisten in der Zirkuskuppel
- ratlos (Alexander Kluge)
- Swift, Jonathan: Gullivers Reisen
- Wissenschaftliche Dokumentation
- Material: Farbmittel
- Material: Mineral und Anorganisches Material
- Begriffe, Hierarchie
- Material: Pflanzliches Material
- Hierarchie, Begriffe: SWD
- Material: Organisches Material
- Begriffe inkonsistenz
- Technik: Metallverarbeitung
- Begriffe: SWD, Bedarf
- Technik: Glasverarbeitung
- Bedarf
- Technik: Drucken
- Bedarf
- Objektbezeichnung: Kunst
- Bedarf
- Objektbezeichnung: Kunsthandwerk
- Objektbezeichnung: Kunst und Kunsthandhandwerk
- Bedarf
In zunehmendem, vermutlich exponentiell wachsendem Maße werden Inhalte aus dem gesamten Kulturbereich im Netz verfügbar sein. Der Bericht des American Council of Learned Societies spricht in diesem Zusammenhang von cyberinfra-structure und digital scholarship.
Auch in Deutschland werden die Digitalisierungsbemühungen verstärkt, um das Angebot an wissenschaftlicher Information zu erhöhen, vielfach angestoßen durch die seit Jahren seitens der EU unterstützten Maßnahmen. Stellvertretend für andere Projekte sei das von Google in Zusammenarbeit mit namhaften Universitäten z. B. der ivy league geplante genannt, in dem es um die Digitalisierung der gesamten Buch- und Handschriftenbestände dieser Universitäten geht. Solche Projekte, aus denen offensichtlich erheblicher geldwerter Nutzen erwartet wird, werfen neben den (kultur)politisch-rechtlichen zahlreiche weitere Fragen auf. - Der Einsatz von technischen Verfahren hat bisher und wird in Zukunft weitere Anstrengungen hinsichtlich der Normierung und Normung der Verfahren erfordern, um anschluß- und kommunikationsfähig zu sein – und zu bleiben. Die Hoffnung, daß intelligente und schnelle Indexierungsverfahren diesen Aufwand erübrigen könnten, hat sich bisher nicht erfüllt. Vielmehr wird es um eine Mischung aus Einsatz wie Entwicklung von Normvokabularien und Indexierung gehen.
Den Bibliotheken, Archiven und Museen stellt sich die Frage, was und wie digitalisiert wird. Das Was öffnet das Problemfeld der Auswahl aus dem Fundus der Kulturgüter, da augenblicklich niemand annimmt, daß eine vollständige Digitalisierung sinnvoll bzw. möglich ist. Hinter dem Wie versteckt sich nicht nur das Problem der Publikationsfähigkeit der Digitalisate, sondern auch der Erhaltung einer Wissensstruktur, die die Vernetzung individueller Objektinformation mit den anderen Wissenswelten nicht zerschneidet, sondern aufbewahrt. Vorhandene Angebote im Netz sollten in Hinsicht auf diese Fragestellung geprüft werden.
Die Vernetzung und ubiquitäre Verfügbarkeit der Wissensbestände wird zu einer grundsätzlichen Wandlung des wissenschaftlichen Arbeitens, aber auch der Informationsbeschaffung insgesamt führen. Ob gänzlich neue wissenschaftliche Einsichten in den Kulturwissenschaften möglich sind, wie manche hoffen, muß angesichts der erst beginnenden Entwicklung unbeantwortet bleiben. Eines scheint allerdings sicher: Bilder – bewegt und unbewegt – werden eine zunehmende und wichtigere Rolle als bisher spielen. Technisch, organisatorisch und finanziell stehen die Bibliotheken, Archive und Museen in den nächsten Jahren vor erheblichen Herausforderungen, wenn es darum geht, Optionen auf die Zukunft im Rahmen der internationalen Entwicklung zu wahren.
Über den Einsatz von Normvokabular in der Dokumentationspraxis der Museen ist lange gestritten worden. Letztlich ist inzwischen aber akzeptiert, daß für Orte, Personen, Zeiten und Sachen genormtes Vokabular verwandt werden sollte. Der Sinn einer solchen begrifflichen Anstrengung liegt auf der Hand: Nur auf diesem Wege erhalte ich ein eindeutig referenzierbares Vokabular, das evtl. für multilinguale Erweiterungen und Kommunikation im Netz tauglich ist.
Allerdings wissen alle, daß das Anforderungsspektrum der Museen außerordentlich heterogen ist. Einigkeit über die zu verwendenden Vokabulerien läßt sich daher nur schwer erzielen.
Das gilt auch für die Schlagwortnormdatei der Deutschen Bibliothek (SWD), die den Vorteil hat, alle Wissensgebiete abdecken zu wollen, und den Anspruch, ein allgemeinverständliches Universalvokabular zu sein. Damit ist die SWD für die sehr konkrete und ins Detail gehende Welt der Museumsobjekte zuweilen noch nicht gut ausgerüstet. Einen Sonderfall stellt die in der Dokumentation von Kunstwerken häufig gewünschte ikonographische Erfassung dar. Hier bietet die SWD Lösungswege, die zuweilen gewöhnungsbedürftig sind, aber detaillierter diskutiert werden sollten als bisher. Der Beitrag soll einen Einblick in Struktur und Möglichkeiten der Arbeit mit der SWD bieten, ohne allerdings Patentrezepte anbieten zu können.