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Aktuelle Entwicklungen bei Kultur-Portalen: BAM-Portal, Deutsche Digitale Bibliothek und Europeana
(2010)
Publikation zur Tagung "Inventarisierung digital - schmale und breite Wege in den Datenhimmel" des Museumsverbandes Baden-Württemberg e.V. am 7. und 8. Mai 2010 im Landesmuseum Württemberg, Stuttgart
Der Beitrag beschreibt die Bedeutung und Rolle von Kultur-Portalen. Weiterhin gibt er einen Überblick über den Stand der aktuellen Entwicklungen bei BAM, dem gemeinsamen Portal zu Bibliotheken, Archiven, Museen, bei der Deutschen Digitalen Bibliothek (DDB), sowie bei der Europäischen Digitalen Bibliothek Europeana und dem EU-Projekt ATHENA, das als Datenaggregator für die Europeana im Museumssektor fungiert.
BAM – the joint portal for libraries, archives, museums in Germany intends to become a single point of access for cultural content and serves users who do not want to search several different databases at different servers using different search interfaces and vocabularies for access. In addition to combining different information services from different institutions in one point of access, BAM can also serve as a portal for a single institution’s libraries, archives, museums and media centres. BAM also tries to increase the visibility of the digital objects in the collections of the participants by cooperating with Wikipedia Germany and enriching articles with a link to content in BAM.
Table of content:
1. Introduction
2. BAM – A Joint Portal for Libraries, Archives, Museums
3. BAM Local – Uniting Different Branches of an Institution in one Portal
4. Increasing Content Visibility by Collaborating with Wikipedia
5. BAM and its Users
6. Conclusions
Inhalt:
- Zum Stand der Besucherforschung in Deutschland
- Verhältnis von Museumsbesuch und Internetnutzung
- Informationsbedürfnisse von Besuchern im Museum
- Besucherverhalten im Museum
- Informationsbedürfnisse von Besuchern im virtuellen Museum
- Besucherverhalten im virtuellen Museum
- Mögliche Konsequenzen für die Vermittlung und den Einsatz von Wissensmedien
BAM, the joint portal for Libraries, Archives and Museums in Germany, considers itself to be a digital memory institution. Currently the portal holds more than 40 million records from a wide range of cultural institutions, some 37 million data sets from six libraries or union catalogs, 2.9 million data sets from eleven archives, 300.000 data sets from twenty museums and 800.000 data sets from other institutions.
These significant differences in numbers of data sets are not only due to the size of the holdings of the participating institutions but also to “cultural differences” between libraries, archives, and museums in creating records and collaborating in union catalogs.
The paper describes those differences from the perspective of the BSZ, the hosting organization of BAM, and a major contributor to BAM, the Foundation Prussian Cultural Heritage (Stiftung Preußischer Kulturbesitz), Berlin. The point of view is specific for the situation in Germany and might differ from the situation in other countries. There are certainly other important issues that are not mentioned here as we chose to take a perspective specific for BAM.
The paper describes the services of MusIS, the South-Western German Museum Network, for the curation of digital heritage. These services range from an object documentation software and the application of controlled vocabulary to a content management system for presentations on the Web and a joint portal for libraries, archives, and museums (the BAM Portal). The BAM Portal offers the possibility to connect selected content to the German Wikipedia and to improve the access to this content via this online encyclopaedia.
Die Europäische Digitale Bibliothek Europeana bietet ihren Datenbestand zur freien und kommerziellen Weiternutzung an (Creative-Commons-Lizenz Zero). Die Grundlage hierfür ist das Europeana Data Exchange Agreement auf der Basis von Creative-Commons-Lizenzen, die vorgestellt werden.
Außerdem wird auf die Möglichkeiten der Weiternutzung und die Programmierschnittstelle (API) eingegangen, über die mehr als 20 Millionen Datensätze zur Verfügung gestellt werden.
Mit dem hypermedialen Internet-Dienst World Wide Web begann für das Museumsobjekt das Zeitalter seiner digitalen Repräsentierbarkeit. Auch wenn sich das physische Museumsobjekt aufgrund seiner Materialität einer Virtualisierung widersetzt, so kann doch seine Informati-onsdimension im digitalen Raum des Internets auf eine Weise repräsentiert werden, wie es bisher nicht möglich war, weil digitale Objekte nun in Kontext gesetzt werden können mit den Daten über Personen, Orte, Ereignisse und Sammlungen, die mit ihnen zusammenhängen.
Trotzdem musste die digitale Repräsentation von Anfang an gegen eine Minderbewertung seitens der Musen ankämpfen, die auf der vom Kunstmuseum übernommenen Vorstellung von der Aura des Originals gründet. Unter Berufung auf Walter Benjamins These vom Verfall der Aura des Originals durch die technische Reproduktion lehnen Kritiker die Reproduktion noch immer als minderwertig ab, übersehen dabei jedoch geflissentlich, dass Benjamin im selben Essay der Reproduktion in der Form der Fotografie zwei besondere Qualitäten zuweist:
Die Reproduktion erlaubt neue Zugänge zum Original wie Vergrößerung oder Zeitlupe, die dem Auge nicht möglich sind und sie kann die Kopie des Originals in Zusammenhänge setzen, die dem Original selbst nicht erreichbar sind und so dem Aufnehmenden entgegenkommen. Dass ein adäquater Medieneinsatz die Kommunikation zwischen Betrachter und Objekt stimulieren kann, zeigen verschiedene Studien. Die verbreitete Angst, dass Medien die Aufmerksamkeit vom originalen Objekt ablenken könnten, kann somit als empirisch widerlegt gelten; vielmehr erhöht ein adäquater Medieneinsatz (Schautafeln, Aufklapptafeln, Audiotexte, Fotografien und Computer) die Haltekraft der Objekte deutlich. Darüber hinaus kann der Medieneinsatz nicht nur das Kommunikationspotential des Objekts erhöhen, sondern eine eigene Qualität der Wahrnehmung annehmen, aus der sich für die digitale Repräsentation eine virtuelle Aura ent-wickeln kann (Hazan 2001).
Wie weit die auratische Wirkung eines digital erschaffenen Objekts gehen kann, zeigen Bruno Latour und Adam Lowe am Beispiel der digitalen Reproduktion von Paolo Veroneses Gemälde Die Hochzeit von Kanaan, an der sie das Phänomen der Migration der Aura beschreiben. Daraus ergibt sich, dass dem digitalen Objekt grundsätzlich ein Objektcharakter zugestanden werden kann, weil es als Informationsobjekt fungiert und eigene Zugänge zum originalen Objekt erlaubt.